Seit Mai dieses Jahres wird die Weltraumforschung der Europäischen Union aus Prag gemanagt. Das ist der Kulminationspunkt einer Kette von Ereignissen, die mit dem Beitritt der Tschechischen Republik in die Europäische Weltraumorganisation ESA (2008) begann, und durch die mit der Unterbringung der Europäischen Agentur für das globale Satellitennavigationssystem Galileo in Prag (2012) und mit der Eröffnung von kosmischen Inkubatoren ESA BIC in Prag (2016) und in der zweitgrößten Stadt Brünn (2018) fortsetzte. Die Europäische Union entschied sich, die neue Agentur der EU für das Weltraumprogramm (EUSPA) im Jahr 2018 aufzubauen, im April 2021 genehmigte das Europäische Parlament dieses Vorhaben. Prag wurde als Sitz der neuen Agentur dank der guten Erfahrungen mit dem Betrieb der europäischen Agentur für das globale Satellitennavigationssystem, die im Jahr 2012 von Brüssel nach Prag umzog, und der intensiven Zusammenarbeit von Tschechien mit der Europäischen Weltraumorganisation ausgewählt.
Zusammenarbeit der Tschechischen Republik mit der Europäischen Weltraumorganisation
Tschechien trat als erster postkommunistischer Staat im Jahr 2008 der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) bei. Heutzutage bewegen sich in der Tschechischen Republik in der Weltraumindustrie annähernd hundert Firmen und Forschungszentren. Mehr als sechzig von ihnen erlangten irgendeinen Kontrakt von der ESA. An sie sind dann Lieferanten- und Zulieferunternehmen verknüpft, die die notwendige technologische Unterstützung sicherstellen. Im Rahmen des tschechischen Inkubators ESA BIC entstehen und inkubieren eine Reihe von Startups.
Im Jahr 2016 eröffnete die ESA in der Tschechischen Republik den ersten kosmischen Inkubator ESA BIC, den die Agentur CzechInvest betreibt. Im Jahr 2018 folgte die Eröffnung der Zweigstelle in Brünn. ESA BIC ist ein internationales Netz, das aus Inkubatoren in 20 europäischen Ländern besteht. Der Prager und Brünner Inkubator ESA BIC Czech Republic unterstützt tschechische Startups, die kosmische Patente, die Satellitennavigation oder die Fernbeobachtung der Erde für ihre Produkte oder Dienstleistungen benutzen. Ziel ist, diese Technologien in das laufende Leben zu übertragen und innovativen Projekten zur Beteiligung an Weltraummissionen im europäischen Weltraumprogramm zu verhelfen. Den Inkubator durchliefen beinahe dreißig tschechische technologische Startups.
Zusammenarbeit der Tschechischen Republik und der EUSPA
Im Jahr 2010 gewann die Tschechische Republik den Wettbewerb um die Platzierung der administrativen Zentrale der Europäischen Agentur für das globale Satellitennavigationssystem Galileo (GSA), die in Prag ab dem Jahr 2012 zu wirken begann. Eine große Rolle spielte die Verhandlung der tschechischen Seite unter anderem mit Frankreich und Großbritannien, die Leader der Weltraumforschung in der EU sind, und die Fähigkeit, sie zu überzeugen, dass Prag ein geeignetes Umfeld und vielversprechende sich entwickelnde Weltraumprojekte tschechischer Firmen hat. Es wirkte auch der Fakt, dass ein Teilnehmer des Verhandlungsteams Vladimír Remek war, der erste nichtamerikanische und nichtsowjetische Kosmonaut und erste Tscheche im Weltall (1978 verbrachte er 7 Tage in der Weltraumstation Saljut).
Dank des erfolgreichen Funktionierens der Zentrale in Prag entschied dann die EU im Jahr 2019, dass sie die neue Agentur der EU für das Weltraumprogramm (EUSPA) in Prag platziert, die gleichzeitig die tschechische Kompetenz der GSA übernimmt. Ihren Betrieb begann die EUSPA am 12. Mai 2021 in Prag.
Die EUSPA verwaltet in der Tschechische Republik ein Netz von Satelliten und einigen Satellitendienstleistungen. Sie kümmert sich um sechsundzwanzig Satelliten in der Umlaufbahn. Ende 2021 werden weitere zwei und während des nächsten Jahrs vier ausgelassen. Ihre Aufgabe wird sein, das europäische Navigationssystem Galileo zu verbessern. Im Rahmen der von der GSA übernommenen Kompetenzen verwaltet die EUSPA einige Satellitendienstleistungen. Es handelt sich um das globale Navigationssystem Galileo, das beispielsweise Fahrer oder Rettungskräfte benutzen, das eine Konkurrenz des amerikanischen GPS, des russischen Glonass oder des chinesischen Bei Dou werden soll.
Weiterhin verwaltet sie das Navigationssystem EGNOS, das immer mehr auf Flughäfen benutzt wird. Es präzisiert die existierenden Navigationssysteme, es hilft bei der Landung von Flugzeugen, auch bei Ausfällen der Flughafentechnik. EGNOS unterstützt auch Farmer in der Landwirtschaft, die laut den Satellitenaufnahmen feststellen, wie es um die Ernte steht, und sie können die Benutzung von Dünger und Sprühmittel korrigieren.
Die EUSPA übernimmt nun das neue europäische Projekt Copernicus, das auf die Fernbeobachtung der Erde ausgerichtet ist und es wird für das Monitoring bei Elementarkatastrophen, Sicherheitskrisen oder beim Aufbau der Infrastruktur benutzt. Weiterhin verwaltet es neuerdings die Plattform GOVSATCOM, die für die sichere Satellitenkommunikation bestimmt ist.Die EUSPA arbeitet aktiv mit Startups zusammen, die sie zur Nutzung der Systeme Copernicus, EGNOS und Galileo motiviert. Im Prager Sitz der EUSPA ist das Management der Organisation konzentriert, das entscheidet, welche Führungs- und Kontrollzentren mit entstandenen Situationen umgehen werden. Seine Priorität ist, die Systeme in Gang zu halten und ihre Sicherheit zu wahren.
Die Erlangung des Sitzes der EUSPA in Prag ist für die Tschechische Republik ein großer Erfolg. Die Bedeutung dieser Institution belegt die Angabe, dass ein Zehntel der europäischen Wirtschaft heutzutage von der Weltraumforschung abhängig ist. Der Etat der EUSPA für die Jahre 2021 bis 2027 ist ungefähr neun Milliarden Euro. In Prag arbeiten ungefähr 300 Mitarbeiter aus 22 Ländern der EU für sie, davon 30 Prozent Tschechen. Die Anzahl der Beschäftigten der EUSPA in Prag soll sich in einigen Jahren bis auf 600 erhöhen.